Datum: 19 Feb 2001 22:07:23 -0000

An: "Bank der Künste"


Der Tag der Sauberkeit

Viele Schüler, Eltern, sogar Lehrer sind im unklaren, was er bewirken
soll; viele wissen nicht ob und wie er funktionieren soll; und die
meisten wissen sowieso nicht worum es geht.
Aber, wir können euch beruhigen: WIR WISSEN ES GENAUSOWENIG.
Kucken wir also mal, was man so alles zusammentragen kann:
FARBE INS ANNA...
Unter dieser Überschrift erfährt man in der Insula3/30-01-2001, daß es
unser Schulhaus "schöner, einladender und auch zeitgemäßer zu gestalten"
gilt, was durch Eigeninitiative - auf Beschluß der "verschiedenen
Gremien" (welche das sind, verschwindet im Nebel der Syntax) -
vonstattengehen soll. Angefangen hat das wahrscheinlich mit einem
Elternabend, wo auf den Ausruf "Gyah!!! Da sind ja Flecken an der Wand!"
jemandem die Idee kam (nachdem man bei den "sehr kooperativ[en] und
freundlich[en]" Ansprechpartnern des Sachaufwandsträgers keinen Erfolg
hatte), sich selbst in einer richtig gemeinschaftlich familiären
Wir-tapezieren-die-Küche-Aktion, genannt "Tag der Sauberkeit" (TdS), um
die Instandsetzung zu kümmern, weil "man doch einfach nicht vernünftig
lernen kann, wenn hinter einem an der Wand ein Schokofleck ist!".
Nun sollte man sich aber doch überlegen, was man sich davon erhofft. Die
Schule (inbesondere den E-Bau) einladend, schön, ansprechend zu machen,
das hat schon der Architekt mit dem ersten Strich verbockt, den er auf
sein Papier gebracht hat; das Gebäude schlicht und ergreifend öde und
allesandere, als wohnlich, ob nun die Wand weiß oder grün ist. Ich bin
der Meinung (und das hoffentlich nicht allein), daß mich der
einoderandere schwarze Streifen an der Wand nicht so arg vom lernen
abhält. Es besteht vielmehr die Gefahr, daß durch die Aktion die
Bedingungen ungewollt verschlechtert werden; es ging nämlich das Gerücht
rum, daß die Wände mit Babyblau bis Schweinchenrosa "geweißelt" würden,
doch werauchimmer diese Idee unter die Leute gebracht hat, übersieht
wohl, daß der Unterricht häufig durch das auflegen von Folien auf den
Tageslichtprojektor und die dadurch erwirkte Durchlichtprojizierung an
die Wand bereichert wird, was durch eine nicht weiße Projektionsfläche
eingeschränkt oder gar unmöglich werden würde; doch, um das gleich im
vornherein klarzustellen: alles andere farbig zu streichen, nur die
angeleuchtete Fläche weiß, kommt meiner Meinung nach nicht infrage, da
das nun wirklich erstens nicht gut aussieht, ablenkt und noch
"schlimmer" ist, als alles so zu lassen, wie es ist. Also, bitte, wenn,
dann WEISS! (Will man mit minimalem Zeit- und Materialeinsatz zu großem
Unterrichtsnutzen kommen, könnte man auch NUR die Projektionsflächen
weißeln; das wäre zwar nicht schön, aber unheimlich zweckmäßig.)
Lieber Schüler, bedenke, wenn die Mauern dereinst von Löchern befreit
und gestrichen sind, welche Mißgunst du ernten wirst, sobald du dich
anschickst - imzuge der Annäherung an das hochgesteckte Ziel der
Klassenraum-wohnlich-und-individuell-Gestaltung - ein Poster mithilfe
eines Reißnagels an der Wand zu befestigen! Ist das erstrebenswert? Es
sollte klar sein, daß, wenn WIR das Gebäude schon SELBST renovieren,
soetwas dann auch in UNSEREN Entscheidungsbereich fällt.
Punkt 2 - DIE FENSTER: Es wurde darüber beraten, am TdS die Fenster zu
putzen. Dazu sei mal nur soviel gesagt: es ist einfach nur lächerlich,
daß man das Fensterputzen als einmalige Renovierungsaktion monate
imvoraus planen muß! Außerdem erfüllt ein Fenster, da man sich ja
hauptsächlich (im Sinne des Lehrauftrags) auf die Zimmervorderseite und
die dort herumhampelnde Person sowie deren "Aussage" konzentrieren
sollte, seinen Zweck, solange durch es hindurch Licht ins innere gelangt
und man notfalls mit einem Blick nach draußen das aktuelle Wetter im
Bereich zwischen Schneesturm und Sonnenstich einschätzen kann. Wenn aber
unbedingt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme trübender Schmutz von glatten
Flächen gewischt werden soll, stünden dafür die Bildschirme im
ComputerRaum, die Linsen aller Projektoren (die in einem wirklich
schlimmen Zustand sind) und der staubige, folglich rutschige,
Turnhallenboden bereitwillig zur Verfügung.
Eine Frage noch: wäre es nicht möglich, sich, wie die Besen, auch
Fensterputzgerät (es reicht ja Stockwerkweise) sponsern zu lassen,
allerdings unter der Voraussetzung, daß das Putzpersonal diese Lumpen
nichtmal berühren darf, weil sonst mit denen auch (wie schon mehrmals
beobachtet) zuerst das AA-Porzellan und dann die Tische gewischt werden.
Mit dieser Ausrüstung könnten sich dann die Klassen selbst, wenns ihnen
mal nötig erscheint, notfalls auch im Unterricht, um saubere Scheiben
kümmern, denn das "stört" auch nicht mehr als Tafelwischen; und in 10
Minuten á drei Mann, längstens, ist die Sache erledigt (für weitere 20
Jahre).
So, ich glaube, das wäre dann der gesamte Plan des Tags der Sauberkeit:
also eine reine Renovierungsaktion. Doch könnte bei dem ganzen nicht
auch eine Spur Neuerung/Verbesserung anklingen. Mit etwas Kreativität
ließen sich da vielleicht ein paar Ideen kreieren.
Ich hätte da mal eine. Wem ist es schonmal aufgefallen, daß Jacken,
deren Länge größer der Stuhlhöhe ist, bei Verlassen der Schule im
unteren Bereich verschmutzt sind? Ich kann dieses Phänomen erklären:
hängt man die Jacken über die Stuhllehne, schleifen sie am Boden! Und
warum? Weil man draußen, wo praktischerweise Garderoben sind, keine
aufhängen darf/kann, weil die da ohne Aufsicht sind, das heißt, wenn man
sie doch dort plaziert, hinundwieder durch ihre Absenz in die Augen
fallen. Nun folgt die Idee: am TdS könnte man die Haken draußen
wegmachen und innen wieder anschrauben; so wäre mit einer simplen,
billigen Lösung ein schon lange vorhandenes Problem auf einen Schlag
gelöst. Und wer da sagt, das seien soviele Haken, sollte kurz überlegen
und dann auf die Idee kommen, die ganzen Bretter, wo immer mehrere Haken
dranhängen, zu versetzen.
Soviel dazu!

Herr Dr. OStD Klob schreibt in seiner INSULA: "Zweifellos ist es
Angelegenheit des Sachaufwandsträgers, für einen entprechenden Zustand
der Schulen in Augsburg zu sorgen." Das geht in die richtige Richtung,
doch er formuliert es etwas zu harmlos. Er hätte diese schulinterne
Möglichkeit nutzen müssen, bzw. muß sie noch nutzen, um den Eltern auf
diesem Wege klarzumachen, daß es nicht darum geht, den "Tag der
Sauberkeit" umseinerselbstwillen zu veranstalten, daß es vielmehr nötig
ist, die Öffentlichkeit auch mithilfe der Presse, die dann auch
zugegensein sollte, aufzurütteln, um die Politiker dazu zu zwingen,
gegen den herannahenden oder auch schon vorhandenen Bildungsnotstand,
der sich nicht nur am Zustand der Wand bemerkbar macht, vorzugehen. Der
Tag der Sauberkeit ist eine POLITISCHE AKTION und sollte auch als eine
solche gehandhabt werden.

Es schrieb psycho für die BANK der KÜNSTE, für interessierte Schüler,
Eltern und sonstnochwen, bleibt nur die Frage, was das ganze mit
Fischvergiftung zu tun hat.